Mit herausragendem Erfolg hat die LUX- Theatergruppe „Die Befristeten“ an zwei Tagen auf die Bühne gebracht. Anspruchsvoll war das Stück, hart die Probenzeit in Corona- Lockdowns. Gerungen wurde mit mit dem ernsten Thema rund um Tod, totalitäre Systeme und dystopischen Gedanken – und doch: 21 junge Erwachsene sind dran geblieben und haben sich getraut, dieses besondere Stück ganz besonders und mächtig zu inszenieren! Und es kam an: Gescheit gefreut haben wir uns über die beeindruckten Rückmeldungen zu professionell anmutender Inszenierung und schauspielerischer Leistung dieser Menschen!
Und doch geht es nicht nur um das künstlerische Ergebnis, sondern auch um das, was jede und jeder mitgenommen hat.
Wir haben es gespürt: Dieses Theaterprojekt war ein Segen – für alle, die da beteiligt waren. Für alle, für die diese Bühnenbretter 2h Stunden und einen intensiven Probenprozess lang die Welt bedeuten: Von jedem und jeder steckt ein kleiner Teil in diesem Stück und diesem Prozess. Jede*r Einzelne hat geglänzt, ist über sich hinaus gewachsen, war so richtig und vollkommen an diesem Ort und in der Rolle. Herausforderungen wurden bewältigt und eigene Grenzen überschritten oder zu Recht gewahrt. Ein Stück Selbstverwirklichung, Anerkennung, neues Selbstbewusstsein und Zugehörigkeit – das ist es, was nachwirkt, nicht nur auf der Bühne, sondern auch danach im echten Leben.
Großes Danke geht an die Theatergruppe, an das krasseste Technikteam überhaupt, das so viele ehrenamtliche Stunden in Licht- , Ton- und Bühnenbildumsetzung gesteckt hat, an Jan für die Multimediaarbeit, an Sebastian und Steffi für die Requisiten, an Kathi für die professionelle Assistenz bei der Tanzchoreo.
Wir danken außerdem der Kunigunda-Kappes-Stiftung und dem LUX Freunde e.V. ganz herzlich für die finanzielle Unterstützung und dem ACT CENTER und dem VINTY`S für den Kostümverleih!
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„Die Befristeten“ (E. Canetti) – Premiere
Inszeniert von dem LUX- Theaterteam
Irgendwann in der Zukunft: Eine Gesellschaft, in der jeder genau weiß, wie lange er zu leben hat. Der eigene Name zeigt es unumstößlich an: „Achtundachtzig“ oder „Fünfzig“ heißt man – oder auch nur „Zehn“. Jeder kann sich darauf einstellen.
Wäre es nicht vorteilhaft, von Geburt an schon die Stunde seines Todes zu kennen? Könnte man nicht frei von Furcht und Ungewissheit sein Leben einrichten und die zugemessene Zeit besser nützen – bis eben zu dem bewussten „Augenblick“, der jeden Menschen unweigerlich früher oder später ereilt? Eine statische Gesellschaft mit voraussehbaren Werdegängen und ohne Risiken.
Wächter über diese Ordnung ist der Kapselan. Allein er darf in die Kapseln schauen, die jeder um den Hals trägt und in denen Geburts- und Todesdatum eingeschlossen sind. Was vermeintlich zum Wohle der Menschen eingerichtet ist, entpuppt sich im Verlauf des Dramas immer mehr als eine Tyrannei des Todes, die lediglich eine neue Art von sozialer Hierarchie, neue Machtstrukturen hervorbringt und letzten Endes die Individuen voneinander entfremdet. Wer alt wird, genießt Privilegien, wer jung sterben wird, bleibt niedrig gestellt. Der Name ist Merkmal der Auszeichnung oder aber Stigma. Da es als Indiskretion gilt, dem anderen das eigene erreichte Alter mitzuteilen, bleibt jeder mit der Angst vor dem eigenen und dem Tod geliebter Menschen allein.
Bis ein Zweifler eine Entdeckung macht, die das System in Frage zu stellen beginnt und eine nicht mehr umkehrbare Revolution entfacht….
Elias Canetti wurde 1905 in Rustschuk/Bulgarien geboren. 1929 promovierte er in Wien. 1938 emigrierte Canetti nach London, wo er anthropologische und sozialhistorische Studien zu Masse und Macht (1960) aufnahm. Ab den 1970er Jahren lebte er vorwiegend in der Schweiz und erlangte weiterreichende Berühmtheit mit seinen Theaterstücken. 1981 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. 1994 starb er in Zürich.